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Aktuelle Konjunkturbefragung: Die wirtschaftliche Lage der meisten Berliner Architekturbüros ist stabil

In einer Umfrage hat die Bundesarchitektenkammer (BAK) zusammen mit den Architektenkammern der Länder nach den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die wirtschaftliche Situation der Architektur- und Planungsbüros gefragt. An der vom 16. bis 29. Januar 2023 durchgeführten Erhebung durch das Marktforschungsunternehmen Reiß & Hommerich nahmen 4.601 selbstständige Kammermitglieder aus allen Bundesländern teil.

Die gegenwärtige Lage wird von der Mehrheit der Befragten sowohl bundesweit als auch in Berlin grundsätzlich als stabil eingeschätzt. „Im direkten Gespräch mit unseren Mitgliedern stellt sich die Lage jedoch oftmals schlechter dar, als es sich aus den Zahlen der Umfrage ergibt,“ so die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker. „Viele berichten von Planungsstopps und Projektausfällen, die nur über Rücklagen abgefedert werden können. Wir werden uns weiterhin dafür stark machen, dass das Planen und Bauen auch in Krisenzeiten auskömmlich bleibt und unsere Mitglieder als erfahrene Projektbegleiter nicht an einer unterbesetzten Verwaltung scheitern. Für die dringend notwendige Bauwende hin zum kreislauffähigen Planen und Bauen brauchen wir verlässliche Prozesskultur – gerade bei der Öffentlichen Hand.“ Aus den Ergebnissen geht auch hervor, dass die Preissteigerungen infolge der kriegsbedingten Energiekrise sowie anhaltende Liefer- und Personalengpässe die befragten Büros vor größere Herausforderungen stellen als die abklingende Corona-Pandemie.
Auch wenn die positive Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage bundesweit überwiegt, zeigen die nach Ländern differenzierten Befunde feine Unterschiede.
Berlin bildet im Gesamtvergleich keine Ausnahme, weicht in einigen Punkten allerdings vom Trend ab.

  • So bewerten lediglich 46 Prozent der befragten Berliner Büros ihre derzeitige Geschäftslage als gut (Bundesdurchschnitt: 53 Prozent). Nur in Bremen schätzen noch weniger Kolleginnen und Kollegen (36 Prozent) ihre Lage als gut ein.
    18 Prozent der Berliner Architektur- und Planungsbüros beurteilen ihre Lage als schlecht (Bundesdurchschnitt: 14 Prozent). So negativ wie die Hauptstadt schätzen nur die Befragten in Rheinland-Pfalz ihre Situation ein.
  • Befragt nach einer Bilanz der zurückliegenden Monate, kann mehr als die Hälfte der Büros in Berlin (55 Prozent) keine Verschlechterung feststellen, bundesweit sind sogar 59 Prozent zufrieden mit der Entwicklung in diesem Zeitraum. Leichte oder erhebliche Verschlechterungen beklagen in Berlin indes 45 Prozent der befragten Büros; etwas mehr als im Bundesdurchschnitt (41 Prozent).
  • Mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung rechnen immerhin 71 Prozent der in Berlin befragten Büros im kommenden Halbjahr nicht mit einer Verschlechterung (Bundesdurchschnitt: 68 Prozent), doch etwa ein Fünftel (21 Prozent in Berlin bzw. 19 Prozent im Bundesdurchschnitt) befürchtet Einbußen.
  • Die bis vor kurzem gedeihliche Auftragslage spiegelt sich derzeit in der Auslastung des Personals wider. So geben in Berlin 43 Prozent der Büros an, ausgelastet zu sein; 26 Prozent vermelden angesichts des Arbeitsvolumens sogar eine Überlastung. Auf freie Kapazitäten können aktuell nur 31 Prozent verweisen. Damit weicht die Hauptstadt leicht vom Bundestrend ab. Dort liegt die durchschnittliche Auslastungsquote bei 40 Prozent, eine Überlastung melden 33 Prozent und noch freie Kapazitäten vermelden 27 Prozent der befragten Büros.
  • Befragt nach der Entwicklungsperspektive für die kommenden 12 Monate, rechnen in Berlin 21 Prozent der Büros mit einer Verbesserung; 39 Prozent gehen davon aus, dass ihre Lage stabil bleibt. 40 Prozent erwarten jedoch eine Verschlechterung. In dieser Frage folgt Berlin mit geringfügigen Abweichungen dem Bundestrend, wo 17 Prozent mit verbesserten Aussichten rechnen, 40 Prozent von einer stabilen Lage ausgehen und 43 Prozent eine Verschlechterung befürchten.
  • Die eigene Selbstständigkeit sehen in Berlin überdurchschnittlich viele Befragte bedroht. 18 Prozent der Büros in der Hauptstadt halten es für wahrscheinlich, ihr Büro aufgeben zu müssen (Bundesdurchschnitt: 10 Prozent).

Zum Hintergrund
Befragt nach den Gründen für die eher verhalten eingeschätzte Auftragslage geben die Befragten an, dass vor allem der Neubau, und in diesem Segment besonders der Wohnungsneubau, zurückgegangen sei, während die Auftragslage im Bereich Sanierung und Umnutzung in etwa konstant geblieben sei.
50 bis 70 Prozent der Architekturbüros klagen zudem über Probleme in folgenden Bereichen:

  • steigende und schwankende Baukosten
  • fehlende Handwerker / bauausführende Betriebe
  • verzögerte Genehmigungen wegen unterbesetzter öffentlicher Verwaltung
  • Rückstellung oder Verzögerung von Aufträgen / Projektpausen
  • Lieferengpässe

Auch wenn vor allem größere Büros mit steigenden Büro- und Personalkosten zu kämpfen haben, rechnen 59 Prozent der befragten Inhaberinnen und Inhaber nicht mit Entlassungen. Ein Fünftel plant sogar Neueinstellungen; und 19 Prozent der Befragten wollen auch im Fall einer Verschlechterung der Lage ihr Personal nicht verringern. Nur gut ein Zehntel (11 Prozent) hält es für wahrscheinlich, Personal abbauen zu müssen.

Einen Kurzbericht sowie die ausführlichen Ergebnisse mit Auswertungen nach Bürogröße und Fachrichtungen sowie Bundesländer finden Sie online unter:

https://bak.de/politik-und-praxis/wirtschaft-und-mittelstand/umfragen-kammermitglieder/umfragen-zur-coronakrise/

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