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Die Schinkel’sche Bauakademie ohne Schinkel?

Warum es zu jedem „dafür“ auch immer wieder ein „dagegen“ gibt.

Der Abriss der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche bewegte die Berliner zzt. des Wiederaufbaus und brachte am Ende eine wundervolle Symbiose aus alter und neuer Kirche – nachdem die Bürger sich teilweise und mühsam gegen den damals radikalmodernen Architekten zur Wehr gesetzt hatten.

Beim Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses war es auch schwierig, weil dafür erst der Palast der Republik abgerissen werden musste, genauso wie damals die alte Schlossruine dem Palastbau wich – auch hier eine erregte Debatte über Jahrzehnte.

Auch die Idee des Flussbades fand am Anfang viele Befürworter und dann seine Gegner bis zur totalen Blockade.

Sind all diese Diskussionen ein Rest des kalten Krieges zwischen den Modernisten und Traditionalisten, zwischen Zerstörern und Bewahrern, zwischen Realisten und Utopisten?

Das neuste Beispiel ist nun die Wiedererrichtung der von Karl Friedrich Schinkel 1836 erbauten Bauakademie, den drei Vereine über 30 Jahre mit viel bürgerschaftlichem Engagement, dem Bau einer Musterecke und eines Musterraumes erstritten haben. Das war wahre Partizipation, die viele in Sonntagsreden zwar einfordern – aber wenn es konkret wird und nicht in den Kram passt, lieber vergessen wollen.

So soll nun die Stiftung Bauakademie ihr Werk beginnen, beruft einen think tank aus ausgesuchten Experten, die nun (liegt es an der Auswahl der Experten?) offenbar doch gern entweder einen neuen Entwurf oder gar nicht bauen wollen. Eine historisch wiederaufgebaute Fassade kann ja offenbar nicht nachhaltig und klimaneutral sein.

Der interessierte Beobachter kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nicht in der nötigen Breite und Tiefe diskutiert wird – ist denn die Frage der Architektur auf ökologische Baustoffe und -Techniken geschrumpft? Auf den 46m x 46m der Bauakademie in Berlin Mitte soll nun wie in einem Brennglas die Welt gerettet werden – als Ersatzhandlung für das vielleicht drohende Versagen in Sachen Klimakrise? Und noch etwas scheint klar: viele Architekten scheinen sich besonders rückständig noch immer dem Modernismus des 20. Jahrhunderts verpflichtet zu fühlen, der aus Brutalismus, Neuanfangssucht und Geschichtshass unglaubliche Zerstörungen hervorgebracht hat. In diesem Denken hat keinen Platz, einen Schinkel wiederaufzubauen, das kratzt dann doch an der Ehre…

Fragt man den Bürger – wie neulich in einer repräsentativen Forsa-Umfrage geschehen – hat dieser kein Problem mit dem Wiederaufbau, ganz im Gegenteil: viele lieben die kultivierte Formensprache des großen Schinkel, wohnen gerne im Altbau und brauchen kein zweites Futurium – das gibt es ja schon im Spreebogen.

Auch viele moderne Architekten wohnen lieber im Altbau – aber Schinkel wiederaufbauen geht überhaupt nicht. Doch wo kommen wir denn hin, wenn wir am Ende noch auf Volkes Stimme hören? Vielleicht zu einer vernünftigen Lösung?

Möge die Stiftung Bauakademie doch in den Flughafen Tempelhof ziehen – der steht schon und sucht dringend eine Nutzung – und die begeisterten Berliner bekommen Ihre Schinkel’sche Bauakademie im wiederaufgebauten Original – dann haben alle ihr Recht bekommen.

verantwortlich:
Dr.-Ing. Ralf Ruhnau
Präsident der Baukammer Berlin

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