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Berliner Bäume und der Umweltschutz

In Berlin-Mitte soll eine gesunde 200 Jahre alte Eiche gefällt werden – welch ein Anachronismus, welch ein Imageschaden für das Bauen!

Eine kleine Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus hat schon vor Jahren offenbart, wie wenig glaubwürdig und nachvollziehbar unsere Umweltschutzpolitik in dieser Stadt ist. Denn die Anzahl der Baumfällungen übersteigt die der Pflanzungen um fast das Dreifache.

Einerseits propagiert die Stadt Klimaschutzziele, beobachtet mit Argusaugen die Feinstaub- und Stickoxidentwicklung, misst ununterbrochen CO2-Amplituden wie Fieberkurven eines todkranken Patienten, verhängt Fahrverbote und verhängt andere Maßnahmen im Zeichen des Klimaschutzes und scheut bei keinen Diskussionen, deshalb den Individual- und Berufsverkehr in Frage zu stellen.

Andererseits tut aber die Stadt genau das nicht, was am einfachsten wäre: nämlich den städtischen Baum- und Alleebestand zu wertschätzen. Die geforderte Schwammstadt tatsächlich umzusetzen. Wobei vor allem dieser in Berlin einmalige große Baumbestand für die Stadt eine unstreitig effektive und vielleicht beste Schadstofffilteranlage ist. Warum nutzt man diese Chance nicht und pflegt und hegt die kostengünstigste Möglichkeit, die Luft, das Mikroklima zu verbessern? Mal von der baukulturellen und städtebaulichen Bereicherung ganz abgesehen, die vollständige und erhaltene Allee- und Baumbestände zweifellos sind. Zurecht wundert sich der Betrachter über diese Widersprüchlichkeit bei der Durchsetzung von Klimaschutzzielen, wenn er nun zur Kenntnis nehmen muss, dass eine 200 Jahre alte gesunde Eiche in Berlin-Mitte in der Dresdner Straße für eine Bebauung weichen soll. Die Wellen schlagen hoch, die Empörung ist groß – sogar „Die Zeit“ berichtet ganzseitig. Zu Recht!

Bauen ist wichtig, Bauen ist unser Thema – aber Bauen muss Rücksicht nehmen, muss Akzeptanz und Partizipation generieren. Kurz: Bauen muss auch Sympathie erzeugen. Durch Baumfällungen wie hier schaden wir der dringend notwendigen Akzeptanz in der Bevölkerung für das Bauen an sich.

Die Neupflanzung eines Baumes kostet deutlich über 1.000 Euro. Eine große Eiche wie hier, geht ins Sechsstellige. Den immensen Schaden, der durch diesen Umgang mit dem Baumbestand entsteht, der das Image des Bauens beschädigt, liegt auf der Hand.

verantwortlich:
Dr.-Ing. Ralf Ruhnau
Präsident der Baukammer Berlin

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