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Berlin und seine Einfamilienhäuser – es kommt drauf an, was man daraus macht!

Architektenkammer Berlin und Baukammer Berlin sehen die derzeitige, teils emotional geführte Debatte zum Eigenheimbau als Chance zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema. Auch in Berlin gibt es knapp 171.000 von ihnen, und wenn wir es mit der Klimaneutralität ernst meinen, sollten wir uns mit diesem baulichen Erbe befassen.

FLÄCHENVERBRAUCH REDUZIEREN
31 Prozent aller Wohnunterkünfte in Deutschland sind Einfamilienhäuser; 41 Prozent der bebauten Fläche bestehen laut Auskunft des Statistischen Bundesamtes aus Einfamilienhäusern. Zur Behebung der Wohnungsnot in Ballungsräumen können Einfamilienhaussiedlungen nur durch Nachverdichtung beitragen, um neue Gebiete geht es innerhalb der Stadtgrenzen wohl kaum. Doch sind es rechtskräftige B-Pläne, die bauordnungsrechtlichen Vorschriften (BauNVO bzw. BauOBln), die geringere Bebauungsdichten begründen und sie nach wie vor festschreiben. Anbauten, Aufstockungen und zusätzliche Bauten sind auf Grundstücken mit Einfamilienhäusern oft kaum möglich – obwohl auch dadurch Wohnraum geschaffen werden könnte. Um hier zu Änderungen zu kommen, bedarf es vermehrter Ausnahmen durch die Genehmigungsbehörden und mittelfristig einer Anpassung der bauordnungsrechtlichen Regelungen.

ANREIZE FÜR CO2 EINSPARUNG UND ENERGETISCHE ERTÜCHTIGUNG SCHAFFEN
Auch in den Ein- und Zweifamilienhäusern sind Energie und Baustoffe gebunden. Dies ist mit Blick auf Klima-wandel und Kreislaufwirtschaft stärker in den Fokus zu nehmen bei Entscheidungen über Abriss und Neubau. Dass manche Einfamilienhäuser energetisch und haustechnisch auf dem Stand der 1970er-Jahre verharren, bietet großes Potenzial und es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe für Ingenieure und Ingenieurinnen hier nachzusteuern. CO2 Reduktion kann sowohl über erneuerbare Energieträger als auch über die Senkung des Verbrauchs erreicht werden. Es gilt die finanziellen Unterstützungen für die Nutzung lokaler Wind- und Sonnenenergie sowie Erdwärme in den Blick zu nehmen, um die Menschen zu beraten, die bereit sind Verbesserungen vorzunehmen! Nur unabhängige Fachleute können beurteilen, ob eine bessere Fassadendämmung oder der Umstieg auf neue Technologien der effizientere Weg ist. Hier braucht es neben finanzieller Unterstützung für alle Beteiligten mehr Wissen und Betrachtungen zur energetischen Gesamtbilanz.

UMWELT BESSER GESTALTEN
Gerade in Einfamilienhausgebieten gilt: Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden, denn Eigentum und Eigenheim bieten vermeintlich unbegrenzte individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Hier Verbote zu ver-hängen oder massiv politisch zu steuern, ist zumindest fragwürdig. Das Bauen eines Einfamilienhauses sollte nicht mit einem schlechten Gewissen verbunden sein, darf nicht verteufelt werden. Vielmehr ist eine differenzierte Sichtweise angebracht: z.B. liegt die Einfamilienhaussiedlung im Wald, sollen für neue Gebäude wertvolle Bäume gerodet werden? Wird dadurch wertvolles Ackerland in Brandenburg versiegelt? Oder verwandelt sie eine Brache in eine ansprechende Wohngegend? Oft stehen Reetdachhäuser oder auch Kärntner Almhäuser in Berliner Siedlungen. Wo bleibt da die Baukultur, welcher Architekt oder welche Architektin hat dazu geraten? Das Gleiche gilt für die Freiräume, die diese Quartiere prägen. Die energetische Ertüchtigung kann und muss mit gestalterischen und ökologischen Aufwertungen von Einfamilienhausquartieren einhergehen. So können auch sie einen Beitrag zum Green Deal leisten.

Architekten- und Baukammer sehen großes Potenzial in der energetischen Sanierung, der Fortschreibung der Bebauungspläne, der Festlegung über Art und Maß der baulichen Nutzung und der Lage und Beschaffenheit der Baugebiete und einer anwenderfreundlichen Genehmigungspraxis für alternative Energieträger. Die Debatte über Einfamilienhäuser sollte nicht zu einem ideologischen Schlagabtausch führen, sondern zu einem Nachdenken über den Umgang mit dem Vorhandenen. Wie wäre es, wenn das auch in Berlin zu einem Zukunftsthema gemacht wird?

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