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Denkmalverluste an Berlins Riviera

Das KulturerbeNetz.Berlin verurteilt das behördliche Vorgehen im Umgang mit den
denkmalgeschützten Bauten an der Dahme und fordert ein Klagerecht für Denkmalverbände.

Der noch ungeklärte und aus Sicht vieler Anwohner mysteriöse Brand in der ehemaligen Ausflugsgaststätte am Ufer der Dahme am 16. Juli 2019 hat weitreichende Folgen für Berlins historisches Erbe. Nach Informationen der AG Ortsgestaltung | Berlin-Grünau wurden im Rahmen der Sicherungsmaßnahmen nach dem Brand des denkmalgeschützten Ausflugslokal sinnlos und ohne fachliche Begleitung denkmalgeschützte Bauteile geopfert. Für AG-Mitglied Nils-R. Schultze zeigt das Vorgehen, „dass das Abgeordnetenhaus endlich den Denkmalschutz schlagkräftiger machen muss und der Schutz des historischen Erbes Verfassungsrang benötigt, so wie es auch das KulturerbeNetz fordert.“ Der Investor  Terragon, der auf dem dem direkt am Wasser gelegenen denkmalgeschützten Ensemble eine hochverdichtete Seniorenresidenz für zahlungskräftige Pensionäre errichten will„ hat die bezirkliche Abrissgenehmigung eklatant missachtet und mehr historische Bausubstanz beseitigt, als genehmigt“, so Nils-R. Schultze. Auch das Zustandekommen der Abrissgenehmigung verurteilt Schultze scharf, da sie sich nicht auf fachliche und  unabhängige Expertise stützt, wie es im Denkmalrecht vorgesehen ist.

Auch der bezirkliche Denkmalrat und der ehemalige Berliner Landeskonservator Helmut Engel kritisieren das Vorgehen des Bezirks und stellen mit einem Statiker der Baukammer Berlin bei einer Ortsbesichtigung fest, dass das denkmalgeschützte Bauwerk mühelos und ohne Abriss hätte stabilisiert werden können. „Hier haben aber anscheinend – wie so oft – die finanziellen Interessen des Investors Vorrang vor den denkmalpflegerischen Interessen der Stadt.“, so Andreas Barz vom KulturerbeNetz.Berlin. Der Denkmalrat des Bezirks Treptow-Köpenick hat daher 13 Fragen an den Senat gerichtet, der sich jetzt mit den Vorwürfen befassen muss. Rasche Aufklärung fordert daher laut Barz auch das  KulturerbeNetz.

Die Vorgänge in Grünau sind beileibe kein Einzelfall: Immer wieder wird das  Denkmalgesetz von gewieften Denkmaleigentümern und Investoren umgangen und historische Bausubstanz wirtschaftlichen Interessen geopfert. Im Fall der Ausflugsgaststätten ist der Verlust bitter: Die legendären Lokale am Ufer der Dahme – Riviera, Gesellschaftshaus und Kavaliershaus – waren ein Jahrhundert lang die Zierde von Grünau und sowohl für die Bewohner als auch für das Stadtbild identitätsstiftende Orte. Mehrere Generationen feierten dort im eleganten Ballsaal des Gesellschaftshauses oder im von Palmen gesäumten Biergarten der Riviera. Das denkmalgeschützte Ensemble gehörte zu Grünau wie der Wassersport. An Regattatagen kamen bis zu 50.000 Personen in die Biergärten und Ausflugslokale am Wasser. Seit mehr als 20 Jahren und nachdem die Gebäude privatisiert wurden, verfielen die Gebäude zusehends. Das Kavaliershaus wurde 1999 abgerissen.

Damit die Stadtöffentlichkeit und auch die Denkmalbehörden künftig schneller und koordinierter reagieren können, plant das KulturerbeNetz.Berlin die Erarbeitung und Veröffentlichung einer für alle zugänglichen Roten Liste im Netz. Zudem müssen Denkmalverbände und Denkmalinitiativen ein Verbandsklagerecht erhalten, wenn die Interessen der Stadtgesellschaft in Fragen des Denkmalschutzes durch die Behörden nicht hinreichend gewahrt werden. Auch die Einrichtung einer Ombudsstelle wird dringend gefordert, um unzureichende behördliche Routinen und Unterlassungen zu prüfen und
anzumahnen.

Kontakt und Information
KulturerbeNetz.Berlin
c/o Denk mal an Berlin e.V.
Kantstraße 106 | 10627 Berlin
info@KulturerbeNetz.BerIin
www.kuIturerbenetz.berIin

AG Ortsgestaltung im Ortsverein Grünau
Wassersportallee 34 | 12527 Berlin
Nils-R. Schultze, Tel +49 172 399 77 39
Info@riviera-retten.de
www.riviera-retten.de

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