Es ist schon kurzschlüssig und – mit Verlaub – etwas dreist, hinter der wachsenden Normenflut ein „Eigeninteresse von Ingenieuren in Normungsausschüssen“ zu sehen, wie es Flughafenchef Lütke Daldrup am 11.11.18 gegenüber dem Tagesspiegel verlautbarte.
Im Gegenteil, die Ingenieure tun alles, der wachsenden Normenflut entgegenzuwirken. Nicht erst seit gestern existiert bei der Bundesingenieurkammer ein dafür eigens eingerichteter Arbeitskreis „Praxis Regeln Bau“, der zum Ziel hat, Normenvereinfachungen und deren Abbau voranzutreiben. Zuletzt beim jüngst stattgefundenen Wohnungsgipfel wurde von der Bundesingenieurkammer vehement eine sogenannte Folgenabschätzung für Normen gefordert.
Wenn er schon über Bürokratie spricht, muss der Flughafenchef auch die ganze Wahrheit sagen: Hauptverursacher der Vielzahl an bestehenden Gesetzen, Rechtsverordnungen, Einzel- und Verwaltungsvorschriften ist nach einem Gutachten der Bauwirtschaft niemand anderes als: der Bund. Das aktuelle und allerneueste Schwarzbuch „Bauwirtschaft“ des Bauindustrieverbandes Ost e.V. sagt genau das aus. Um gesetzeskonform auf dem Markt zu agieren, müssen die Unternehmen in Deutschland derzeit 15.800 rechtliche Vorgaben erfüllen, die vom Bund und der EU zu verantworten sind. In zehn Jahren haben sich diese um 50 % erhöht – das ist der Skandal, den Herr Lütke Daldrup mal hätte erwähnen sollen. Die Ingenieure haben das auszubaden. Die Täter aber sitzen ganz woanders.
verantwortlich: Dr. Peter Traichel
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